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Selbstvertrauen entwickeln und stärken

Kennen sie den?

Ein Flamingo, ein Pinguin, ein Affe, ein Elefant, ein Fisch und ein Hai stehen brav in einer Reihe und warten auf ihre Prüfungsaufgabe. Vor ihnen sitzt der Prüfer in Form eines Menschen im Anzug. Da verkündet der Prüfer im Brustton der Überzeugung:

„Zum Ziel einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe:

Klettern sie auf den Baum!“

Mit etwas Fantasie können sie sich bestimmt den Gesichtsausdruck der einzelnen Tiere vorstellen: Der Flamingo wirkt ganz gefasst, der Pinguin frustriert, der Affe happy und in Startposition, der Elefant völlig verdutzt, der Fisch total überrascht und der Hai ziemlich wütend. Ein und dieselbe Aufgabe ist für jedes Tier aus seinem eigenen Blickwinkel heraus eine völlig andere Aufgabe. Was für den Affen ein Klacks ist, stellt den Pinguin vor eine unlösbare Aufgabe.

Der Cartoon lässt sich leicht auch anders denken: Hieße die Aufgabe, laut zu trompeten, würde nur der Elefant strahlen und alle anderen Tiere würden lange Gesichter machen.

Es gibt wohl keine einzige Aufgabe, die für jeden tierischen oder menschlichen Prüfling genau gleich ist. Genau darin liegt generell die Schwierigkeit einer Benotung.

In der Montessori-Pädagogik gibt es bis zur Abschlussklasse keine Noten.
Fortschritt und Leistung werden viel individueller und relativer als an einer Regelschule gemessen. Es zählen die Schritte, die ein Kind nach vorne geht, nicht das Erreichen eines Ziels, das für alle gleich ist.

Was das alles mit Selbstvertrauen zu tun hat? Nun, in unserer leistungsorientierten Gesellschaft werden nur die gewürdigt, die allgemein verbindliche und klar definierte Ziele erreichen. Alle anderen, die wegen eines Handicaps durch dieses Raster fallen, gehen leer aus. Oft haben gerade diese Kinder aber Großartiges geleistet, um ihre Defizite auszugleichen und um auch ihren Teil vom Kuchen zu bekommen. Wer weiß so genau, welche kognitive Leistung ein Kind vollbringen muss, um seine Schwerhörigkeit auszugleichen? Besondern Menschen mit einer Störung oder einer Behinderung haben Anerkennung verdient, ohne die sich lebensnotwendiges Selbstvertrauen nicht bilden kann.

Die Montessori-Pädagogik baut darauf auf, das Selbstvertrauen aller Kinder zu entwickeln und zu stärken. Wenn wir überhaupt Leistung messen und beurteilen wollen, sollten wir bei jedem Kind die Messlatte dort ansetzen, wo es gerade eben steht. Selbstvertrauen kann sich nur da entwickeln, wo etwas gelingt, wo sich etwas erfolgreich entwickelt. Dazu ist eine gewisse Passung von äußeren Anforderungen und inneren Kompetenzen erforderlich. Die Montessori-Pädagogik arbeitet mit einer Passung, die auf jedes Kind individuell abgestimmt ist. Das bedeutet, das jedes Kind im eigenen Tempo und seinen persönlichen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten entsprechend lernen darf. Dabei wird jedes Kind nur soweit unterstützt, wie es wirklich notwendig ist. Denn Selbständigkeit und Selbstvertrauen gehen Hand in Hand. Je mehr Herausforderungen ich annehme und letztlich bewältige, um so mehr kann ich meiner eigenen Stärke vertrauen.

Selbstvertrauen ist etwas sehr Grundliegendes und Ganzheitliches. Selbstvertrauen ist ein wesentlicher Bestandteil der Resilienz, das heißt der Fähigkeit, Krisen und Rückschläge bewältigen zu können. Ein selbstbewusstes Kind kann einen Fehlschlag besser einordnen und wegstecken. Es kann sich selbst gegenüber großzügig sein. Ein Kind mit sehr wenig Selbstbewusstsein dagegen läuft Gefahr, ein einzelnes negatives Erlebnis sofort mit allen bisherigen Niederlagen zu summieren und sich völlig entmutigen zu lassen. Selbstvertrauen umfasst alles Lebensbereiche, also Körper, Seele und Geist und ist sowohl für ein glückliches Lebensgefühl als auch die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, unerlässlich.

Gerade im sozialen Bereich wird in der Montessori-Pädagogik das Kind in seinem Selbstbewusstsein stark gefördert. Viele demokratische Prozesse wie z.B. der Klassenrat, unterstützen das Kind dabei, seine Meinung zu sagen und zu vertreten.

Echtes Selbstvertrauen bedeutet auch, dass sich das Kind auch selbst gut einschätzen lernt. Es weiß, was es sich zutrauen kann und was nicht. Es weiß, wann es sich Hilfe oder Feedback holen möchte und traut sich auch, das zu tun. Das Selbstbild soll positiv sein, doch nicht überheblich. Ein gesundes Selbstbild, eine gesunde Selbstachtung schließt immer auch die Achtung der Anderen mit ein. Wer wirklich selbstbewusst ist, wird sich auch für Schwächere einsetzen.