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taktile und visuelle Wahrnehmung

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Was ist taktile Wahrnehmung?

Bereits im Mutterleib erfährt das Embryo taktile Wahrnehmung. Es nimmt den Körper der Mutter über seine Hände, den Mund, die Haut war. Ohne, dass es sich bewegen muss, sind diese Eindrücke einfach da. Der taktile Sinn gehört also zu den Ur-Erfahrungen des Menschen und ist auch in unserem Erwachsenenleben wichtig für unser Wohlbefinden.

Wie wird der Begriff „Taktile Wahrnehmung“ genau definiert? PsychologInnen sprechen von Empfindungen, die den Tastsinn betreffen. Dabei ist nicht der aktive (haptische) Tastsinn gemeint, sondern der passive Prozess, bei dem Empfindungen wie Weichheit, Härte, Kälte oder Hitze über die Hautneuronen an das Gehirn weitergeleitet werden. Durch die Fähigkeit zur Weiterleitung von Reizen ist unsere Haut so das wichtigste Organ für den taktilen Kontakt zur Umwelt und zu unseren Mitmenschen.

 

Was ist eine haptische Wahrnehmung?

Die taktile wird häufig mit der haptischen Wahrnehmung verwechselt. Unter haptisch versteht man aber alle aktiven Berührungen mit den Fingern und Händen. Nur wenn die Hände oder auch Füße von sich aus greifen, spricht man von einem haptischen Reiz.

 

Taktile Wahrnehmung bei Kindern

„Fass das nicht an!“ ist wohl eine der häufigsten Ermahnungen, wenn Kinder in eine fremde Umgebung kommen. Dabei ist das Anfassen von Gegenständen, der taktile Eindruck, eine ebenso wichtige Wahrnehmung für Kinder wie der visuelle Sinn. „Wie fühlt es sich an?“, „Ist es rau oder weich?“ „Ist es eiskalt oder angenehm warm?“ Mit solchen Fragen erforscht das Kind seine Umwelt. Nur durch taktile Exploration erfährt es wesentliche Beschaffenheiten seiner Umwelt. Die Reize werden an das Gehirn weitergeleitet und gespeichert. So setzt sich nach und nach im Kind ein Weltbild zusammen, dass ihm hilft, ein komplexes Leben zu bewältigen.

 

Taktile Wahrnehmungs-Schulung bei Montessori

In der Erwachsenenwelt ist oft weder Zeit noch Raum für das Kind, seine Umwelt taktil zu erforschen. Umso wichtiger sind Lernmaterialien, die ganz gezielt die taktile Wahrnehmung fördern. Oft wird dabei der visuelle Sinn durch einen Sichtschutz ausgeschaltet. Hierbei erleben Kinder häufig, dass sie besser fühlen können, wenn sie gerade nicht sehen können. Eine interessante Beobachtung, denn unsere Sinne funktionieren in ständiger Interdependenz voneinander.

 

Was ist visuelle Wahrnehmung?

Visuelle Wahrnehmung wird auch als Sehsinn bezeichnet. Sie benennt die Rezeption von optischen Reizen durch das Auge sowie deren Verarbeitung und Speicherung im Gehirn. Um das Gesehene zu verstehen, gleicht das Gehirn die aufgenommenen Informationen mit den bereits vorhandenen Erinnerungen und Erfahrungen ab, interpretiert und kategorisiert sie.

 

Visuelle Wahrnehmung bei Kindern

Nach der Geburt verfügen Babys noch nicht über einen voll ausgeprägten Sehsinn. Sehen will gelernt sein. So ist das räumliche Sehen z.B. ein Erfahrungswert, der sich aus der Verarbeitung vieler Seh-Erfahrungen im Gehirn erst langsam heranbildet.
Die visuelle Wahrnehmung spielt bereits ab dem Kleinkind-Alter eine zentrale Rolle. Das Auge kann nur erkennen, was das Gehirn weiß. Dieses eng verknüpfte Zusammenspiel von Sehorgan und Kopf erklärt die Rolle der visuellen Wahrnehmung für die geistige Entwicklung eines Kindes.

An Hand eines Beispiels soll dies verdeutlich werden: Milo sieht einen roten Ball am Boden liegen. Als kleines Baby greift er instinktiv danach. Aber erst, wenn er die Begriffe „Rot“ und „Ball“ bereits gelernt hat, kann er den Gegenstand am Boden bewusst identifizieren und entscheiden, ob er damit spielen will.

Obwohl der Sehsinn so zentral für uns Menschen ist, sollten wir nicht vergessen, dass blinde Menschen ihren eigenen Zugang zur Welt finden. Fällt ein Sinn aus, leisten die übrigen Sinne oft umso mehr. Nur so ist erklärlich, dass es blinde Extrembergsteiger gibt. Der menschliche Organismus scheint darauf vorbereitet zu sein, auch mit Defiziten gut über die Runden zu kommen.

 

Visuelle Wahrnehmungs-Schulung bei Montessori

Wenn ein Material nicht gerade blind verwendet wird, ist es ein Material, das die visuelle Wahrnehmung schult. Dennoch gibt es spezielle Materialien, die den Sehsinn besonders schulen, indem sie gezielt mit Farben und Formen arbeiten. Das Differenzieren von Farbschattierungen, das Unterscheiden von Geometrischen Formen oder die Verwendung eines Spiegels beim Musterlegen sind Themen vieler Montessori-Materialien.

Der Rosa Turm, wohl das bekannteste Montessori-Material, schult beim Aufbau das Augenmaß des jungen Baumeisters. So wird der visuelle Sinn durch pädagogische Materialien immer mehr ausgebildet und verfeinert.

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