Was haben Ordnung, Rituale und Verlässlichkeit miteinander zu tun?
Verlässlichkeit kann durch Ordnung und Rituale entstehen, wäre da eine Antwort. Verlässlichkeit aber ist unerlässlich für die Pädagogik. Sie schafft das Vertrauen, dass Kinder brauchen, um sich entfalten zu können. Pädagog:innen sprechen vom Urvertrauen und meinen damit die allerersten positiven Lebenseindrücke eines Kindes. Was zu Beginn aber nicht da ist, kann im späteren Leben nur schwer nachgeholt werden.
Sehen wir uns die drei Begriffe Ordnung, Rituale und Verlässlichkeit einmal genauer an.
Ordnung
Der Begriff „Ordnung“ lässt vielleicht an eine sterile Amtsstube denken, die pedantisch und penibel aufgeräumt, dabei auch sehr langweilig ist. Ordnung kann aber noch viel mehr sein. Die alten Griechen hatten das Wort „Kosmos“ für Ordnung, das gleichzeitig Schmuck und Weltall bedeutete. Auch der Begriff der „Kosmischen Erziehung“ leitet sich vom Griechischen her. Gemeint ist hier, dass alles wohlgefügt und am rechten Platz ist. Dass es ein Großes Ganzes gibt, demzufolge auch das Kleinste gut aufgehoben ist.
Für Kinder besitzt die Ordnung nochmal einen besonderen Stellenwert. Ordnung hilft ungemein dabei, die Wirklichkeit zu verstehen. Da müssen wir nur an das Einmaleins denken. Sie schenkt Orientierung und Sicherheit. Diese Sicherheit wiederum schenkt Kindern Selbstvertrauen. Manchmal macht natürlich auch das Chaos Spaß, etwa bei einer Kissenschlacht, aber eigentlich auch nur, weil es in eine größere Ordnung eingebettet ist.
Kindern wird Ordnung erst dann bewusst, wenn sie sie selber gestalten lernen. So lassen sich in unserem Spielzeugregal auf Augenhöhe diverse Materialien sortieren und in Ordnung bringen.
Rituale
Rituale sind sich wiederholende Abläufe, die mit einem hohen Symbolgehalt verbunden sind. In einer Montessoriklasse kann z.B. das Geburtstagfeiern eines Kindes stark ritualisiert werden. Der Jahreskreis, der Globus, die Kerze sind feste Bestandteile dieses Rituals. Dabei umrundet das Geburtstagskind mit dem Globus in der Hand den Jahreskreis genau so oft, wie es an Lebensjahren zählt.
Für Kinder haben Rituale eine sehr vergewissernde und beruhigende Wirkung. Rituale sind vorhersehbar und berechenbar, werden also schnell zu einem Bestandteil des Lebens, in dem sich Kinder gut auskennen und zurechtfinden. Dadurch werden sie zu Profis der eigenen Wirklichkeit.
Verlässlichkeit
Kinder brauchen Verlässlichkeit. Erleben sie in der Kleinkindphase keine Verlässlichkeit ihrer Bezugspersonen, werden sie später nur schwer vertrauensvolle Beziehungen aufbauen können.
Wenn ein Vater seine Tochter regelmäßig aus der Kita abholt, kann sie auch mal 10 Minuten geduldig auf ihn warten, falls er sich verspätet. Sie verfügt ja über den Erfahrungsschatz, dass ihr Vater zuverlässig ist. Ist der Vater dagegen unberechenbar, kommt mal früher, mal später, mal abgehetzt, mal müde in die Kita, kann das Kind keine positive Erwartungshaltung aufbauen, die bestätigt wird. Es wird sich wahrscheinlich innerlich vom unzuverlässigen Vater distanzieren.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/Igisheva Maria