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Material im Einsatz

Tastsinn bei Kindern entwickeln und schulen

29 Jun, 2022

Tastsinn bei Kindern entwickeln und schulen

Die sinnesorientierte Phase

Bei kleinen Kindern sind die körperlichen Eindrücke noch ganz unmittelbar und nicht vom Intellekt überlagert. Mit ihren Händen untersuchen sie die Welt um sich herum. Die ganz Kleinen setzen zudem ihren Mund ein, um die Beschaffenheit eines Gegenstandes zu erforschen. Wie können wir diese sinnesorientierte Phase mit geeignetem Montessori-Material unterstützen bzw. sie für Lernerfolge nutzen? Welche Materialien unterstützen die Kinder dabei, sich durch sinnliche Eindrücke der Welt zu vergewissern und sie sich vertraut zu machen? Und welche Sinnes-Materialien helfen dabei, kognitive Lerninhalte im Gehirn zu verankern?

 

Das Fühlmemory

Das Fühlmemory besteht aus 10 Zylindern, deren Deckel aus 2x5 verschiedenen Oberflächen bestehen. Das Kind versucht mit verbundenen Augen, die 5 gleichen Paare zu erspüren. Es ist ein bekanntes Phänomen:  Sobald ein Sinn, in diesem Fall der Sehsinn, ausgeschaltet wird, wird der Focus auf die verbliebenen Sinne gerichtet. Das Kind kann,, ohne zu sehen, besser hinspüren und tasten. Das ist gerade in unserer medialen Zeit, die gerne ein Gesamtpaket an Reizen bietet, eine wertvolle Erfahrung. Die Reduktion an Sinnen kann die Intensivierung eines verbliebenen Sinns zur Folge haben. Sinnliche Eindrücke sind eben keine feste Größe, sondern von unserer geistigen Ausrichtung abhängig. Wenn ich mir eine Mahlzeit liebevoll bereite und in Ruhe genieße, wird sie viel besser schmecken, als wenn ich zwischen Tür und Angel einen Happen runterschlinge. Genauso hängt mein Fingerspitzengefühl mit meiner Konzentration und der Achtsamkeit zusammen, die ich einer Sache entgegenbringe.

Fühlmemory

Der geheimnisvolle Beutel

Der geheimnisvolle Beutel funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie das Fühlmemory. Jeweils zwei gleiche geometrische Körper befinden sich darin. Zunächst greift das Kind in den gefüllten Beutel, identifiziert einen Körper und nimmt ihn heraus. Jetzt greift er nochmal hinein, um dasselbse Stück zu ertasten und herauszuholen. So verfährt das Kind mit allen geometrischen Körpern. 

Diese Aufgabe verlangt verschiedene Kompetenzen. Das Kind muss die geometrischen Körper kennen, um sie benennen zu können. Natürlich kann für jüngere Spieler auch eine Variante ohne die Benennung der Körper gespielt werden. Eine weitere Kompetenz stellt das Ertasten der Holzkörper dar. Dazu sind Fingerspitzengefühl, Identifikation und Unterscheidungsvermögen nötig. 

Geheimnissvoller Beutel

 

Das Sandtablett

Das Sandtablett ist in erster Linie dazu da, eine Oberfläche zum Malen und Schreiben zu bieten. Und doch bietet es außerdem den Händen eine besonders schöne sinnliche Erfahrung. Fährt der Finger beim Schreiben über den Sand, spürt das Kind die Weichheit und Leichtigkeit des Sandes. Auch die Assoziation mit dem letzten Urlaub am Meer spielt mit, wenn wir Sand als angenehm empfinden. Es ist also für die meisten Kinder ein sehr freudiges Erlebnis, mit Sand in Berührung zu kommen. Wenn diese Erfahrung mit dem Schreiben der ersten Buchstaben zusammenfällt, wird auch das Schreiben positiv besetzt. Beste Voraussetzungen also, um Buchstaben und Zahlen gut und dauerhaft im Gehirn zu verankern. Material, das den Tastsinn anspricht, kann also auch für kognitive Lernprozesse unterstützend sein und positive Lernsituationen schaffen.

Sandtablett

 

Autorin: Marie Laschitz                         Bildnachweis: Shutterstock/FotoDuets

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