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Material im Einsatz

Rituale bei Montessori

4 Jan, 2021

Rituale bei Montessori

Paul trägt hochkonzentriert einen kleinen Globus im Kreis. Sechsmal geht er um den Jahreskreis herum, in dessen Mitte seine Lebenskerze brennt. Seine Mitschülerin Mia kommentiert jede Runde: „Paul ist jetzt im 3. Lebensjahr. Er kommt in den Kindergarten.“ Etwas später zeigt Paul allen Kindern sein Lebensbuch, in dem Fotos an die besonderen Erlebnisse in seinem Leben erinnern. Dann darf er sich ein Geburtstagslied wünschen. Und zu guter Letzt kann Paul einmal tief in die Geburtstagskiste greifen und sich ein kleines Geschenk herausnehmen.

Globus: https://www.montessori-material.de/montessori-material/geografisches-material/montessori-globus-erdteile-kontinente_427_1218

Jahreskreis: https://www.montessori-material.de/montessori-material/kosmische-erziehung/grosser-montessori-jahreskreis-17-teilig_2390_3038

Die Kinder der Giraffenklasse lieben dieses Geburtstagsritual und nehmen sich viel Zeit dafür. Auch andere Bereiche im Klassenleben der kleinen Giraffen sind ritualisiert: Der tägliche Morgenkreis, die Art und Weise, sich Guten Morgen zu wünschen, das Streit-Schlichtungs-Sofa, auf dem Konflikte geklärt werden oder der spontane, gemeinsame Spaziergang beim ersten Schnee des Jahres.

Kinder brauchen Rituale, das ist längst kein Geheimnis mehr. Doch warum ist das so und weshalb sind Rituale für die kindliche Entwicklung so wichtig?

 

Was ist ein Ritual?

Ein Ritual ist ein in bestimmten Situationen immer wiederkehrendes Verhaltensmuster, das bestimmten Regeln folgt und dem eine religiöse, soziale oder andere sinnstiftende Bedeutung zukommt.

 

Warum Rituale?

Rituale sind so alt wie die Menschheit. Die ersten Rituale waren vermutlich Jagdbeschwörungen und Beute-Feiern in der menschlichen Frühgeschichte. Bis heute geben Rituale Orientierung, stiften Zusammenhalt und strukturieren den oft chaotischen Alltag. Besonders in der Erziehung sind Rituale unerlässlich. Kinder klagen oft „ihre“ Rituale ein. Rituale schenken Verlässlichkeit und lenken das Leben in vertraute und verlässliche Bahnen zurück.

 

Rituale bei Montessori

Viele Montessori-Materialien inspirieren unmittelbar zu Ritualen. Der große runde Teppich in kraftvollen Farben etwa lädt zum täglichen Sitzkreis ein. Ein schönes weiteres Ritual im Sitzkreis ist der Erzählstein. Nur das Kind, das den Stein in Händen hält, darf sprechen. Im Morgenkreis wandert der Erzählstein von einem Kind zum nächsten. Jedes Kind sagt seinem Sitznachbarn in einer beliebigen Sprache „Guten Morgen“ und gibt den Stein dann an den anderen Sitznachbarn weiter.

Zu einem täglichen Ritual wird auch oft ein Wandkalender aus Holz.

https://www.montessori-material.de/montessori-material/kosmische-erziehung/dauerkalender-vier-jahreszeiten-holzkalender_1307_1970

 

                                              

Jeden Tag darf ein anderes Kind alle Fragen zum Kalender und zum Wetter beantworten.

Im Prinzip können überhaupt alle Montessori-Materialien als Ritual verwendet werden. Dieses Phänomen ist häufig bei unsicheren oder behinderten Kindern zu beobachten. Sobald sie den Raum betreten, gehen sie zielstrebig zu „ihrem“ Material und arbeiten damit, wobei sie oft immer wieder dieselben Abläufe wiederholen.

Genau das macht Montessori-Pädagogik aus: Das Kind im eigenen Tempo seine Arbeit machen lassen, es niemals dabei stören und darauf warten, bis das Kind von sich aus genug davon hat.

Rituale sind übrigens keineswegs auf Naturvölker und Montessorischulen beschränkt: Auch die moderne Gesellschaft kommt ohne Sektempfang, Lobesrede oder einen einfachen Handschlag nicht aus. Rituale sind eine wunderbare Möglichkeit, Wertschätzung und Respekt auszudrücken. Sie beschwichtigen aufgeregte Gemüter und schaffen Verbundenheit, Sicherheit und Vertrauen.

Autorin: Marie Laschitz