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Montessori und andere Strömungen

Partizipation in der Montessori-Pädagogik

20 Dec, 2017

Partizipation in der Montessori-Pädagogik

Wenn auch der Begriff der Partizipation in der Pädagogik erst später aufkam, so kann sie durchaus als eine Grundausrichtung der Montessori-Pädagogik gelten. Seit ihren Anfängen Ende des 19. Jahrhunderts ist die Teilhabe, also die Mitbestimmung der Kinder in Entscheidungsprozessen, ein entscheidendes Element der Pädagogik Maria Montessoris.

 

Was bedeutet Partizipation in der Pädagogik?

Kein Kindergartenkonzept und keine Schülerparlament kommen heute ohne Partizipation aus. Als Hinführung zum demokratischen Handeln und als Übungsfeld für soziale Kompetenz ist sie heute zum Grundprinzip zahlreicher pädagogischer Einrichtungen geworden. Bereits die Allerkleinsten werden in vielen Kitas unter den Gesichtspunkten der Partizipation erzogen.

 

Richard Schröder, ehemaliger Leiter des ersten Kinderbüros der Republik »ProKids« in Herten, definiert den Begriff der Partizipation auf folgende Weise:

»Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden«

 

Angelehnt an die UN Kinderrechtskonventionen werden in vielen Einrichtungen wichtige Entscheidungen gemeinsam mit den Kindern besprochen und getroffen:

Kinder haben das Recht, ihre Meinung frei zu äußern, sie sind fähig, sich eine eigene Meinung zu bilden und ihre Meinung wird von den Erwachsenen auch berücksichtigt.

 

Besonders in der Pädagogik ist es allerdings für einen gelungenen partizipatorischen Prozess unerlässlich, alle Partizipierenden, also in dem Fall alle Kinder, so gut wie möglich über das jeweilige Thema ins Bild zu setzen. Denn eine Grundvoraussetzung für Mitbestimmung ist zunächst einmal die Aufklärung. Ohne ausreichende Informationen ist es auch nicht möglich, sich sinnvoll für eine Lösung zu entscheiden. Geht es z.B. um die Gartengestaltung einer Kita, sollten den Kindern auch anschauliche Vorschläge vorliegen, zwischen denen sie wählen können. Darüber hinaus soll Raum sein für kreative Vorschläge der Kinder.

 

Wo ist Partizipation in der Montessori-Pädagogik fest verankert?

Partizipation ist in den Grundsätzen Maria Montessoris von Anfang an fest verankert. Das belegen viele Zitate der Reformpädagogin:

"Hilf mir es selbst zu tun"

"Das Kind als Baumeister seiner selbst"

"Freie Wahl der Arbeit".

                                 Maria Montessori
 

In der Montessoripädagogik wird dem Kind auf vielerlei Weise Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung zugestanden. So sind die Materialien nicht für das Kind unerreichbar in Schränken verschlossen, sondern auf Augenhöhe frei zugängig und einladend gelagert. 

Zu Beginn jeder Freiarbeitsstunde werden die Kinder gefragt, was sie arbeiten wollen. Der Pädagoge lässt den Kindern dabei Freiraum, hält sie jedoch auch dazu an, bei einer Sache zu bleiben und angefangene Arbeiten zu beenden.

Insgesamt nehmen sich die Montessori-Pädagogen sehr zurück und ermöglichen den Kindern so, sich aktiv und selbstständig in das Geschehen einzubringen. Es gibt unzählige Beispiele, die Kinder an Entscheidungen zu beteiligen. Der nächste Ausflug, die Neugestaltung des Klassenzimmers oder die Auswahl eines Theaterstücks, das aufgeführt werden soll, sind nur einige davon.

Für den Pädagogen stellt die Partizipation aber auch einen heiklen Balanceakt dar. Es ist eben doch nicht alles verhandelbar, wenn Regeln eingehalten und Werte respektiert werden sollen. Immer noch sind wir die Pädagogen, die den Kindern und Jugendlichen Orientierung bieten sollen. Kinder sind keine voll mündigen Erwachsenen. Und ihre Entscheidungen sind oft spontan und unreflektiert. Deshalb ist es wichtig, als Pädagoge zwar die eigene Machtposition zurückzunehmen, nicht aber den eigenen Weitblick und die Erfahrung. Partizipation bedeutet ja auch, die Werte der Gesellschaft zu vertreten.

 

Autorin: Marie Laschitz

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