Die Montessori-Pädagogik ist bekannt für ihre ganzheitliche und individuelle Herangehensweise an die Bildung von Kindern. Ein Bereich, der in der Montessori-Erziehung eine wichtige Rolle spielt, ist die Musik. Maria Montessori selbst war eine begeisterte Musikerin und erkannte die Bedeutung von Musik für die ganzheitliche Entwicklung von Kindern.
In der Montessori-Pädagogik wird Musik als ein wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses betrachtet. Sie fördert nicht nur die kognitive Entwicklung, sondern auch die emotionale, soziale und körperliche Entwicklung der Kinder. Durch Musik können Kinder ihre Kreativität ausdrücken, ihre Feinmotorik verbessern, ihr Gehör schulen und ihre Konzentrationsfähigkeit stärken.
Musik hat eine einzigartige Fähigkeit, verschiedene Bereiche des Gehirns zu aktivieren und miteinander zu vernetzen. Studien haben gezeigt, dass musikalische Aktivitäten das Gedächtnis, die kognitive Leistungsfähigkeit, die emotionale Intelligenz und die sozialen Fähigkeiten von Kindern verbessern können. In der Montessori-Pädagogik wird Musik daher als ein wirksames Werkzeug angesehen, um die ganzheitliche Entwicklung von Kindern zu fördern.
Durch den Einsatz von speziellen Montessori-Musikmaterialien werden Kinder dazu ermutigt, ihre musikalischen Fähigkeiten auf spielerische Weise zu entdecken und zu entwickeln. Diese Materialien sind so konzipiert, dass sie es den Kindern ermöglichen, musikalische Konzepte wie Tonhöhe, Rhythmus und Melodie auf praktische Weise zu erforschen. Indem die Kinder mit verschiedenen Instrumenten experimentieren, Klänge erkunden und gemeinsam musizieren, entwickeln sie nicht nur ihre musikalischen Fertigkeiten, sondern auch ihre Feinmotorik, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität.
Darüber hinaus hat Musik eine starke emotionale Wirkung auf Kinder. Sie kann Gefühle ausdrücken, Emotionen regulieren und Stress abbauen. In einer Montessori-Umgebung wird Musik daher auch als Mittel zur Förderung des emotionalen Wohlbefindens und der Selbstregulation der Kinder eingesetzt. Durch das Singen von Liedern, das Tanzen zu Musik oder das gemeinsame Musizieren können Kinder ihre Emotionen ausdrücken und positive Erfahrungen sammeln.
Kinder lernen mit der Musik ein Medium kennen, welches feinfühlig und umfassend menschliche Gefühle ausdrücken kann, oft unmittelbarer und berührender als die Malerei oder Literatur. So kann uns ein romantisches Stück am Klavier emotional mit auf eine traumhafte Zeitreise ins 19. Jahrhundert nehmen. Musik verzaubert, indem sie direkt von Herz zu Herz spricht. Die Vielzahl an Instrumenten entspricht die Vielzahl an menschlichen Emotionen. Das Cello eher traurig, die Posaune optimistisch usw.
Psychologisch gesehen bietet die Verbindung zwischen Montessori-Pädagogik und Musik einen reichen Nährboden für die persönliche Entwicklung von Kindern. Musik kann dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern und ihre kreativen Potenziale zu entfalten. In einer Montessori-Umgebung wird Musik somit nicht nur als ein ästhetisches Vergnügen betrachtet, sondern als ein bedeutungsvolles Werkzeug zur Förderung des ganzheitlichen Wachstums und der individuellen Entfaltung jedes Kindes.
Um Kindern den Zugang zur Musik zu erleichtern und sie in ihrer musikalischen Entwicklung zu unterstützen, werden in Montessori-Einrichtungen spezielle Materialien eingesetzt. Diese Materialien sind so konzipiert, dass sie den Kindern ermöglichen, auf spielerische Weise musikalische Konzepte zu erforschen und zu verstehen.
Der Glockensatz bietet den idealen Einstieg in das Spielen, Hören, Erinnern und Vergleichen von Tönen. Die zwei identischen Glockensätze, einer mit weißem und einer mit naturfarbenem Sockel, ermöglichen eine Vielzahl an musikalischen Übungen, die das Gehör schulen und das Gedächtnis trainieren.
Eine beliebte Variante ist der Tonvergleich. Dazu wird die weiße Reihe in der richtigen Reihenfolge einer Oktave aufgestellt. Das Kind nimmt nun eine beliebige holzfarbige Glocke, schlägt sie an, sucht nach dem Gehör die passende weiße Glocke und stellt sie vor die entsprechende holzfarbige Glocke. So verfährt es mit allen Glocken, bis es zwei kongruente Glockenreihen vor sich stehen hat.
Das Glockenspiel kann natürlich auch sehr gut zum freien Musizieren verwendet werden.
Ein weiteres beliebtes Montessori-Musikmaterial ist das Musikinstrumente-Set. Dieses Set umfasst verschiedene Instrumente wie Trommeln, Rasseln und Klanghölzer, mit denen die Kinder rhythmische Muster und Beats erstellen können. Durch das Spielen mit diesen Instrumenten entwickeln die Kinder ein Gefühl für Rhythmus und Taktgefühl.
Ein ganz besonderes Instrument ist die Tibetische Klangschale. Die asiatische Klangschale hat eine ähnliche Funktion wie die Kirchenglocken im Westen: Sie helfen uns, innezuhalten und ganz in den Augenblick zu kommen. Im pädagogischen Kontext schafft die Klangschale immer wieder einen Raum der Entspannung und Stille. Ergänzend steht ein Buch als Download zur Verfügung, das einiges über Herkunft und Geschichte der Klangschalen verrät sowie 10 Stille-Übungen anleitet. So wird die Klangschale in jeder Gruppe oder Klasse zu einer Quelle der Ruhe und des In-sich-Hineinspürens.
Darüber hinaus gibt es in Montessori-Einrichtungen oft Singkreise oder Musikstunden, in denen die Kinder gemeinsam singen, tanzen und musizieren können. Diese Aktivitäten fördern nicht nur das musikalische Verständnis der Kinder, sondern stärken auch ihr Gemeinschaftsgefühl und ihre sozialen Fähigkeiten.
Insgesamt bietet die Montessori-Pädagogik eine vielfältige und kreative Herangehensweise an die Musikbildung von Kindern. Durch den Einsatz spezieller Materialien und Aktivitäten werden die Kinder dazu ermutigt, ihre musikalischen Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten. Die Musik wird somit zu einem integralen Bestandteil des Lernens und der persönlichen Entwicklung in einer Montessori-Umgebung.Die Verbindung zwischen Montessori-Pädagogik und Musik ist tiefgreifend und bietet eine faszinierende Perspektive auf die ganzheitliche Entwicklung von Kindern. Maria Montessori selbst war nicht nur eine renommierte Pädagogin, sondern auch eine leidenschaftliche Musikerin. Sie erkannte die transformative Kraft der Musik auf die kindliche Entwicklung und integrierte sie daher als wesentlichen Bestandteil in ihr pädagogisches Konzept.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/caseyjadew