Dieser Text für alle Montessori-PädagogInnen geschrieben, deren Engagement sie oft weit über die eigenen Grenzen bringt.
Achtet bitte gut auf euch selbst!
In Montessori-Einrichtungen wird viel getan, um äußeren und inneren Stress von Kindern fernzuhalten. Kein Leistungsdruck, individuelle Förderung und der Schwerpunkt Ganzheitliches Lernen schaffen ein Klima der Entspannung für das einzelne Kind. Es wird sehr darauf geachtet, dass Stressfaktoren nicht akkumuliert, sondern durch Bewegung, Entspannungsübungen oder Reflexion immer wieder zeitnah abgebaut werden.
Doch wie sieht es mit den MitarbeiterInnen selbst aus? Verfügen sie über ausreichenden Ausgleich zur schönen, aber intensiven Arbeit? Wird das Thema an Montessori-Einrichtungen ausreichend reflektiert? Und gibt es Hilfe für PädagogInnen, denen ihre Arbeit trotz überzeugender Inhalte einfach zu viel wird?
Meine persönliche Erfahrung an einer Montessorischule ist eher, dass jede/r MitarbeiterIn selbst schauen muss, ob seine Work-Life-Balance langfristig im Gleichgewicht ist. Diesen Begriff halte ich allerdings für etwas unglücklich, das die Arbeit ja auch Leben ist, aber er hat sich eben eingebürgert. So ansprechend die Montessoripädagogik auch ist, hat sie für die PädagogInnen doch auch einen Haken:
Gerade weil Montessori mitreißt, überzeugt und begeistert, werden persönliche Grenzen häufig überschritten. Der Elternabend, das Wohltätigkeitskonzert und die spannende Fortbildung – alles ist wichtig und interessant. Plötzlich bleibt in der ganzen Woche kein freier Abend mehr, um loszulassen, verarbeiten und neue Energie tanken.
Eine Zeitlang geht das gut, aber irgendwann schleichen sich vermutlich Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen und Erschöpfung ein. Dabei handelt es sich nicht nur um Befindlichkeiten sondern um Alarmsignale, die vor einem ernsten Burnout warnen.
Maria Montessori spricht von einem Kosmischen Weltbild. Darin ist jedes Lebewesen in eine größere, sinnvolle Ordnung eingebunden. Den Kindern wird dieses Weltbild eifrig vermittelt, es gibt sogar das Unterrichtsfach „Kosmische Erziehung“. Es fördert unter anderem das Bewusstsein, dass alles mit allem zusammenhängt und keiner für sich alleine kämpfen muss.
Auch vermittelt das Kosmische Bewusstsein, dass alle Dinge untereinander in Beziehung stehen und sich in ständigem Austausch befinden. Es arbeitet also nicht der Erziehende im Sinne Maria Montessoris, der bis zur Erschöpfung aktiv gibt, sondern derjenige, der zugleich gibt und empfängt. Gerade von Kindern können wir Erwachsene ja so viel Liebe, Authentizität und Originalität erfahren, uns also reich beschenken lassen.
Es ist fundamental wichtig, dass wir in unserem nicht immer einfachen pädagogischen Alltag nicht nur geben, sondern auch empfangen. Darüber hinaus brauchen wir dringend einen Freizeitausgleich, der stark genug ist, unseren fordernden Job auszugleichen. So kann Montessoripädagogik auch über viele Jahre gelingen, ohne dass immer wieder MitarbeiterInnen kündigen, weil sie ausgebrannt sind.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/Anatoli Styf