„Die Kinder kommen noch früh genug mit Computern in Berührung!“
„Reformpädagogik darf nicht am Althergebrachten festhalten!“
„Es gibt kein entweder-oder, sondern nur ein Miteinander!“
Wenn es um das Thema Digitalisierung an Schulen geht, gehen die Meinungen gerne auseinander. Besonders von einer Montessorischule erwarten viele Eltern, dass ihre Kinder die ersten Schuljahre ausschließlich mit Lernmaterialien aus Holz oder Papier in Berührung kommt. Aber spätestens seit Corona geht auch in den unteren Klassenstufen nichts mehr ohne Computer. Nur mit Hilfe von Laptop und Kamera war lange Zeit im Homeschooling überhaupt noch ein Kontakt zu den MitschülerInnen und Lehrkräften möglich. Unterricht fand nur noch über die digitalen Medien statt. Für die Arbeit mit dem Computer im Schullalltag war diese bittere Zeit sicherlich ein starker Impuls, auch an Reformschulen den Schwerpunkt mehr auf Digitalisierung zu setzen.
Digitalisierung bei Kleinkindern und in der Kita
Es ist wohl der falsche Ansatz, pauschal über den Einsatz von Digitalen Medien zu sprechen. Entscheidend ist, wie bewusst und pädagogisch durchdacht mit ihnen umgegangen wird.
In einem Restaurant saß eine junge Familie, das Kleinkind in einem Kinderstuhl starrte gebannt auf das Tablett vor sich. Es war offensichtlich, dass das junge Paar den Computer als Babysitter benutzte. Das Kind wirkte wie abgeschnitten von der gemütlichen und lebhaften Atmossphäre im Lokal und war völlig von irgendeinem Computerspiel in Besitz genommen.
Das ist natürlich ein Negativbeispiel, wie der Umgang mit Digitalen Medien im Kleinkindalter aussehen sollte. Der bewusste Einsatz von Lernspielen ist freilich etwas ganz anderes. Viele Programme sind von PädagogInnen entwickelt und helfen dem Kind, seine Umwelt zu verstehen und kennenzulernen. Auch in einer Kindergrippe könnte ein Lerncomputer für die Kinder durchaus am Platz sein, um gezielt und in einem zeitlichen Rahmen damit zu arbeiten.
Im Kindergartenalter nimmt die Medienkompetenz der Kinder dann sprunghaft zu, wenn sie gezielt gefördert wird. Die Kinder lernen, selbst ein Tablett oder ein Laptob zu bedienen und können selbständig damit arbeiten. Sie können bereits filmen und fotographieren. Diese Fähigkeiten können bei Projekten gut eingesetzt werden. Medienkompetenz hilft, Bildung zu erwerben und zu vermitteln.
Digitalisierung an der Schule
Kaum eine Schule, die nicht über ein eigenes Computerzimmer verfügt. Bereits in der Grundschule gehören die Google-Suche und Computerrecherche fest zum Lehrplan. Grundschüler lernen heute ganz selbstverständlich, ihr Wissen aus dem Netz zu beziehen, Fotos downzuloaden und in den Sozialen Medien unterwegs zu sein. Manche Schulen verfügen über ein eigenes Medienzentrum, wo sich die SchülerInnen z.B. eine Kamera, ein Mikrophon und einen Computer mit Videoprogramm für eine Reportage ausleihen können.
Und die Montessoripädagogik?
Die Montessoripädagogik wäre keine echte Reformpädagogik, wenn sie sich hier sichtlich von den Regel-Einrichtungen unterscheiden würde. Es wäre wohl im Geiste von Maria Montessori, die Digitalen Medien nicht außen vor zu lassen, sondern im pädagogischen Bereich sehr achtsam einzusetzen. Es ist abzusehen, dass in den nächsten Jahren immer mehr Lernprogramme entwickelt werden, die Montessorimaterialien digital umsetzen und fortführen werden. Es ist kein entweder-oder. Durch die Verwendung von Digitalen Medien gemeinsam mit dem haptischen Montessorimaterial können die Kinder nur profitieren und noch besser begreifen lernen.
Ist das gute, alte Montessorimaterial also in Gefahr? Ich glaube, nein. Kein Computerprogramm der Welt kann die materielle, greifbare Welt ersetzen.
Begreifen kommt von Greifen. Kinder lernen über ihre Hände. Geeignetes Lernmaterial kann kein Computer der Welt ersetzen.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/ Gorodenkoff/ Natalya Tem