Wer ist Gerald Hüther?
Vermutlich kennen sie ihn längst, den sympathischen Hirnforscher, der so klug und liebevoll über Kinder spricht?
Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Neurobiologen Deutschlands. Besonders engagiert er sich für das Thema „Kind“ und die neurobiologischer Präventionsforschung. Hüther schreibt zahlreiche Sachbücher, hält Vorträge, organisiert Kongresse, arbeitet als Coach für Politiker und Unternehmer und ist häufig in Rundfunk und Fernsehen zu erleben.
Was haben Gerald Hüther und Maria Montessori eigentlich gemeinsam?
Unsere kleine Auflistung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll vielmehr dazu anregen, selbständig weitere Vergleiche zu ziehen, nachzuforschen eigene Entdeckungen zu machen.
Die Liebe zu den Kindern
Hüther und Montessori gehen beide sehr absichtslos an das Kind heran. Es ist nicht dazu da, alle Erwartungen der Erwachsenen erfüllen und vorgefertigten Lernstoff wiederkauen, sondern vielmehr seinen ureigenen Weg entdecken, wie es seine individuelle Welt erforschen kann.
Genau das meint wahre Liebe: Dem anderen Freiraum geben, dass er sein eigenes Potential entfalten kann. Denn ohne Selbstverwirklichung kann es kein Glück geben. Lieben heißt aber, den anderen glücklich sehen zu wollen.
Die tiefe Einsicht in das Wesen der Kinder
Hüther und Montessori sehen sehr genau hin, wie ein Kind beschaffen ist. Hüther kennt die Hirnstrukturen von Kindern, Montessori hat jahrelang intensiv Kinder beobachtet. Beide kommen zu einem ähnlichen Schluss. Kinder wollen von sich aus die Welt entdecken. Eigene Erfindungen und Entdeckungen führen zu Ausschüttungen von Hormonen und Transmittern im Gehirn, die mit einer Art Lernrausch zu vergleichen ist. Montessori würde hier von der “Polarisation der Aufmerksamkeit” sprechen. Das Kind ist durch eine intensive Beschäftigung in einer Art Flow, welcher es erfüllt und glücklich macht.
Der unerschütterliche Glaube an das Potential aller Kinder
Beide, Hüther und Montessori, sind tief davon überzeugt, dass jedes Kind wesentlich größere kognitive Leistungen vollbringt, als ihm gewöhnlich zugetraut werden. Montessori sagt: „Jedes Kind kann und will lernen.“ Bei ihr gibt es keine Versager:innen oder Aussenseiter:innen.
Hüther hat sogar ein Buch herausgegeben mit dem Titel: „Jedes Kind ist hochbegabt.“ Wo Kinder scheinbar unsinnig agieren, sind sie in Wahrheit oft kluge Problemlöser. Es liegt an uns Erwachsenen, für das Verhalten der Kinder mehr Verständnis und Respekt aufzubringen.
Die Überzeugung, dass Kinder Freiheit und Selbsttätigkeit brauchen
Maria Montessori sagt: „Wahre Hingabe ist nur in Freiheit möglich.“ Effektives Lernen braucht Eigeninitiative und Freiraum. Hüther spricht von Selbstorganisation. Nicht die verwalteten und bespaßten Kinder entdecken ihre Kreativität, sondern die Kinder, die auch mal in Ruhe gelassen werden, auch auf die Gefahr hin, dass sie sich langweilen. Aus der Langeweile heraus entstehen nämlich oft die genialsten Ideen.
Die Gewissheit, dass Kinder lernen wollen
Montessori geht von einem Kosmischen Weltbild aus, in dem alles mit allem verbunden ist. So ist die Neugierde kleiner Kinder z.B. an Insekten und Käfern nur natürlich. Sie sieht auch, dass das kindliche Gehirn genauso geeignete Nahrung braucht wie der Magen. Die Aufgabe der Erwachsenen ist es, die Umgebung des Kindes anregend und interessant zu gestalten.
Auch Gerald Hüther sieht, dass der Schulalltag die angeborene Wissensfreude von Kindern im Lauf der Jahre zerstört. Er sagt, dass etwas nicht stimmt, wenn Kinder nicht gern in die Schule gehen.
Sicher ließen sich noch viele, viele Gemeinsamkeiten zwischen der Reformpädagogin und dem Hirnforscher finden. Bemerkenswert, dass Montessori´s Erkenntnisse ihrer Zeit so weit voraus waren und dass Gerald Hüther, von der Wissenschaft kommend, zu einer einfühlsamen und zeitkritischer Stimme in der Pädagogik wurde. Beide helfen nachhaltig, dass Erziehung besser gelingt und Kinder freier, selbständiger und geliebter aufwachsen können.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: https://commons.wikimedia.org/