Ergeben 1, 2 Montessori-Methoden schon eine Montessori-Pädagogik?
Nicht wirklich. Wie so oft, ist auch hier die Summe mehr als ihre Teile. Alle isolierten Methoden der Montessoripädagogik mögen effektiv und hilfreich sein, aber der Geist von Montessori weht nur dort, wo eine Einrichtung sich ganz den Leitlinien dieser Pädagogik verschreibt. Montessori gibt es unverfälscht und authentisch eben nur, wenn es auch aus einem Guss ist. Dennoch können einzelne Elemente aus der Montessoripädagogik durchaus den pädagogischen Alltag in einer Regel-Einrichtung bereichern.
Die wichtigsten Methoden der Montessoripädagogik sind:
Die Selbständigkeit des Kindes
Selbständigkeit ist bei Montessori nicht nur ein hohler Begriff.
Die Freiarbeit
Die Freiarbeit ist ein wichtiger täglicher Bestandteil einer Montessorischule. Dabei können die Kinder selbst entscheiden, woran sie alleine oder in einer kleinen Gruppe arbeiten wollen und die meistens auch eigenverantwortlich tun. Die LehrerInnen oder LernbegleiterInnen werden dabei zu aufmerksamen Beobachterinnen, die unterstützen, wo es nötig ist und für Fragen zur Verfügung stehen. Das individuelle Arbeiten im Klassenverband erleben die Kinder oft als sehr beglückend, da sie einerseits frei arbeiten können, andererseits aber nicht auf die Gemeinschaft ihrer Klasse verzichten müssen. Die Freiarbeit ist auch das Zeitfenster, in dem selbständig geforscht und getüftelt werden kann. Die SchülerInnen lernen, sich eigenständig Wissen anzueignen und dabei analoge und digitale Medien zu nutzen.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit
Die Polarisation der Aufmerksamkeit meint den Idealzustand des spielenden/lernenden/arbeitenden Kindes. Eine beglückende Versenkung in eine selbstgewählte Tätigkeit, die dem modernen Wort „Flow“ entspricht. Die ganze Montessoripädagogik baut darauf auf, dem Kind diesen hochkonzentrierten, gesammelten und intensiven Zustand zu ermöglichen. So findet effektives und nachhaltiges Lernen statt.
Die vorbereitete Umgebung
Die vorbereitete Umgebung wird auch oft auch als der dritte Pädagoge bezeichnet. Tatsächlich lenkt ein Raum mit hohem Aufforderungscharakter stark das Verhalten der Kinder. Offene Regale auf Augenhöhe, geordnete Materialien und vorbereitete Arbeitsplätze animieren die Kinder, sich aus eigenem Antrieb mit dem Unterrichtsstoff zu beschäftigen.
Das Montessorimaterial
Die vorbereitete Umgebung funktioniert nur, wenn sie konkret mit Montessorimaterial gestaltet wird. Dieses Material hat wiederum einige typische Eigenschaften:
Es ist in nahezu allen Fällen aus Holz
Es ist konkret, vor allem in der Mathematik
Es bietet eine integrierte Fehlerkontrolle
Es ist haptisch, so dass das Kind von Greifen zum Begreifen gelangt
Es zeigt eine Isolierung der Schwierigkeit, also die konzentrierte Reduzierung auf ein Thema
Nicht alle Materialien, die sich “Montessorimaterial” nennen, haben diesen Namen auch verdient. Oft sind sie aus Plastik oder stellen eine unpädagogische Überreizung dar. Vergleichen sie einmal die genannten Kriterien, dann werden sie selbst herausfinden, was echt ist und was nicht.
Die Sensiblen Phasen
Die sensiblen Phasen beschreiben Lebensabschnitte, in denen Kinder, nach ihrem eigenen Bauplan, besonders leicht und nachhaltig lernen können. Es gibt also Zeitfenster, in denen beispielsweise das Schreiben besonders leicht von der Hand geht. Diese Fenster können aber sehr individuell sein, sodass die LernbegleiterInnen weniger die Unterrichtsinhalte bestimmen, sondern eher Anreize schaffen, die das Kind zum Lernen animieren.
Diese Aufzählung könnte noch lange fortgesetzt werden. Auch der Freiheitsgedanke, die Ganzheitlichkeit und die freundschaftliche und entspannte Lern-Atmosphäre sind Merkmale gelebter Montessoripädagogik.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/Rawpixel.com