Unterrichtsmethoden der Montessori-Pädagogik - warum zum gelungenen Lehrkonzept mehr gehört als Freiarbeit | Montessori Lernwelten - Der Shop für Montessori Material

Montessori Pädagogik

Unterrichtsmethoden der Montessori-Pädagogik - warum zum gelungenen Lehrkonzept mehr gehört als Freiarbeit

19 May, 2021

Unterrichtsmethoden der Montessori-Pädagogik - warum zum gelungenen Lehrkonzept mehr gehört als Freiarbeit

Die Freiarbeit ist das Herzstück des Montessori-Unterrichts und die bahnbrechende Idee, für die Gründerin Maria Montessori bekannt geworden ist. Doch daneben werden an allen Montessori-Schulen weitere pädagogische Formen praktiziert, um gemeinsame Erlebnisse zu ermöglichen oder Lerninhalte zu festigen oder abzufragen.

Denn jede Schulform hat sich nach dem gesetzlich vorgegebenen Lehrplan zu richten, und der hält einige Schulfächer bereit, welche eine freie Wahl ad absurdum führen würde: Man stelle sich vor, jedes Kind könnte in der Sporthalle zwischen Fußball, Geräteturnen und Laufen wählen. Oder es könnte sich aussuchen, welches Lied es im Musikunterricht singen möchte … Klar, dass gemeinschaftliche Erlebnisse nur in größerer Runde möglich sind. Soziale Spiele, Sport und Musik sind dafür Paradebeispiele. Dazu kommen in Fächern wie Deutsch oder Mathematik Arbeitsgemeinschaften, Referate oder Förderstunden. Kennenlernrunden oder Klassengespräche beispielsweise finden im gemeinschaftlichen Sitzkreis statt.

Exkursionen haben eine Sonderstellung und spielten für Maria Montessori immer eine große Rolle. Die geniale Pädagogin ermutigte dazu, die Welt in ihrer Echtheit zu erkunden: „Veranlassen wir das Kind zu wandern, zeigen wir ihm die Dinge in ihrer Wirklichkeit, anstatt Gegenstände anzufertigen, die Begriffe darstellen“. Hierbei dürfen wir nicht vergessen: Maria Montessori hat zahlreiche wunderbare Gegenstände etabliert, die nicht nur Abstraktes, sondern auch Begrifflichkeiten vereinfacht oder abstrahiert darstellen. Trotzdem macht sie deutlich, dass dies Arbeitsmaterialien sind, die stellvertretend für die Wirklichkeit stehen – und letztere soll jedes Kind intensiv und mit allen Sinnen erfahren dürfen.

Dies ist selbstredend nur gut als Gruppe zu realisieren. Und so werden die Kinder aus dem Klassenzimmer hinausbegleitet und können auf Basis des bereits Gelernten ihre Lebensumgebung neu erfahren. Ganz im Sinne der Kosmischen Erziehung bei Montessori wird hier der Schritt vom (verhältnismäßig) abstrakten Lernmaterial zum Gesamtzusammenhang gegangen.

„Keine Beschreibung, kein Bild, kein Buch kann das wirkliche Sehen der Bäume mit dem ganzen Leben, das sich um sie herum in einem Wald abspielt, ersetzen. Die Bäume strömen etwas aus, was zur Seele spricht, etwas, was kein Buch und kein Museum vermitteln könnten. Der Wald, den man sieht, offenbart, dass es darin nicht nur Bäume gibt, sondern eine Gesamtheit von Lebewesen.“

Maria Montessori

Durch die alternierenden Unterrichtsmethoden werden Schüler:innen sanft an konventionellere Lernformen herangeführt. Es findet zwar so gut wie nie Frontalunterricht im räumlichen Sinne statt, aber die Lehrperson erklärt allen dasselbe, es werden gemeinsam Lektionen aus der Freiarbeit wiederholt, um diese in einem neuen Kontext zu festigen und die Kinder auf einen Stand zu bringen. Nicht zuletzt kann hierdurch eine Vergleichbarkeit angestrebt und hergestellt werden, die besonders in höheren Schulstufen bei Leistungsabfragen notwendig wird.

Trotz der geschilderten Methodenvielfalt bleibt die Freiarbeit im Montessori-Unterricht das pädagogische Kernelement: Ihr wird mit bis zu 15 Stunden pro Woche, üblicherweise immer 3 Stunden am Stück, die meiste Zeit gewidmet. Die Kinder setzen sich alleine, zu zweit oder zu mehreren mit Lerninhalten und Materialien ihrer Wahl auseinander. Selbstbestimmtes, sinnliches Lernen in höchster Konzentration steht hier im Vordergrund – und dafür wird das Montessori-Konzept so verehrt und geliebt.

Bildnachweis: Shutterstock/Cultura Motion                                                                                      Autorin: Veronika Weiss