Wenn ein Kind im "Flow" ist, geht es völlig in einer Tätigkeit auf. Maria Montessori bezeichnete diesen hochkonzentrierten Zustand als "Polarisation der Aufmerksamkeit". Er war das Ziel ihres Handelns und ihres pädagogischen Konzepts. Welche Rahmenbedingungen diesen Zustand in der Einrichtung sowie zu Hause begünstigen und welche Auswirkungen er hat, beleuchten wir in unserem heutigen Blog-Artikel.
Phasen der Polarisation der Aufmerksamkeit
In der ersten Vorbereitungsphase ist das Kind es selbst, was aus innerem Antrieb heraus seinen Arbeitsort und Arbeitsplatz herrichtet und von möglichen Störungsquellen befreit. Auch wählt es frei sein Arbeitsmaterial aus dem Angebot aus, welches ihm zur Verfügung steht. Benötigt es Anleitung oder Hilfe, weiß es idealerweise, wen es um Rat fragen kann. Sind Ort, Arbeitsplatz und Material gewählt, beginnt die zweite Phase, die so genannte „große Arbeit“1. In dieser Phase entdeckt das Kind sein selbst gewähltes Material, experimentiert und arbeitet damit. „Charakteristisch für diese Phase ist, dass das Kind sich nicht mehr von äußeren Reizen, die nicht mit seiner gegenwärtigen Tätigkeit in Verbindung stehen, ablenken lässt. Die Konzentration ist völlig auf die Arbeit gerichtet“2. Die abschließende Ruhephase ist selten von außen zu beobachten und spielt sich im Inneren des Kindes ab, zeigt sich aber oft in einem zufriedenen Gesichtsausdruck des Kindes, welches seine erledigte Arbeit noch einmal betrachtet.
Welche Rahmenbedingungen begünstigen die Polarisation der Aufmerksamkeit?
Ob in einer Einrichtung oder in den eigenen vier Wänden: Damit ein Kind sich in diesen tiefen und schon fast meditativen Konzentrationszustand begeben kann, muss es vor allem innerlich dazu bereit sein. Zudem ermöglichen folgende Rahmenbedingungen die Polarisation der Aufmerksamkeit:
- „freie Wahl des Materials und der Tätigkeit
- Bereitstellung einer geeigneten Umgebung
- vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre“3
Es bedarf also eines Lernbegleiters, der respektvoll und aufmerksam das Kind wahrnimmt und betrachtet. Der eine geordnete Umgebung vorbereitet und dem Kind Materialien zugänglich macht, die sein Interesse wecken und zu seinen Bedürfnissen passen. Hierfür bedarf es der genauen Beobachtung.
Auswirkungen der Polarisation der Aufmerksamkeit
Kinder, die konzentriert einer Tätigkeit nachgehen (können), stärken ihre Persönlichkeit und strukturieren ihre Wahrnehmung von der Welt. Zudem wirken sie ausgeruht, zufrieden, in sich ruhend und umsichtig. Die Stille, die bei dieser Art von Arbeit entsteht, ist nicht nur im Außen durch Geräuschlosigkeit wahrzunehmen, sondern macht sich im Inneren des Kindes auch durch „geistige Konzentration und seelische Entspannung“4 bemerkbar. Die Polarisation der Aufmerksamkeit hat somit Auswirkungen auf den Intellekt, aber auch den Geist und die Seele des Kindes.
Materialien, die Maria Montessori im Kinderhaus einsetzte
Beliebte Klassiker, die Montessori für das Kinderhaus entwickelte und die Polarisation der Aufmerksamkeit ermöglichen, kennzeichnen sich durch eine ästhetische und ansprechende Gestaltung. Zusätzlich ermöglichen sie es dem Kind, selbst und eigenständig tätig zu werden. Sie alle enthalten eine eigene „Fehlerkontrolle“, so dass die Korrektur durch das Kind selbst erfolgt. Beispiel: Fällt der Rosa Turm zusammen, waren die Kuben nicht korrekt gestapelt und das Kind kann sich von neuem probieren. Passt ein Zylinder nicht in die Holzzylinderleiste, ist ein anderer Hohlraum geeignet, den das Kind durch Probieren selbst entdecken kann. Stöbern Sie gerne einmal durch unsere Rubrik "Besonders beliebt" und durch unseren Shop. Hier freuen sich viele klassische Montessori-Materialien von Ihnen entdeckt zu werden!
Viel Freude beim Stöbern, wünscht Ihnen
Ihr Montessori-Lernwelten-Team
Nachweis:
1-2 Michael Klein-Landeck und Tanja Pütz, Montessori-Pädagogik. Einführung in Theorie und Praxis, Herder Verlag, Freiburg, 2013, S. 36
3 s.ebd. S. 37
4 s. ebd. S. 39
Autorin: Silvia Löwenstein