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Montessori Pädagogik

Montessori und der Toleranzgedanke

25 Jun, 2021

Montessori und der Toleranzgedanke

Zur EM 21 gab es vor dem Spiel Ungarn gegen Deutschland in München eine hitzige Diskussion. Soll als Statement gegen die rigiden ungarischen Gesetze gegen Homosexuelle die Arena in den Regenbogenfarben erstrahlen? Die UEFA entschied sich dagegen, um eine Provokation zu vermeiden. Die Fans sahen das anders: Tausende bunter Regenbogenfahnen schmückten das Stadion. Der Schuß ging ziemlich nach hinten los.

Wie würde Maria Montessori heute zu diesem Thema stehen? Zu ihrer Zeit war Homosexualität ja ein Tabu, das Betroffene oft ins Unglück stürzte. Deshalb gibt es auch offensichtlich keine Aufzeichnungen der großen Pädagogin zum diesem Thema. Aber ihr ganzes Weltbild ist durch und durch von Selbstbestimmtheit, Integration und Toleranz geprägt. In einer so umfassenden Weise, dass wir wohl davon ausgehen können, dass sie ihre Haltung auch in dieser Frage beibehalten hätte.

                                               

Früher wurden die Kinder oft in Geschlechterrollen gepresst und hatten gar keine Chance, eine selbstbestimmte freie Sexualität zu entwickeln. Heute sind Eltern und Pädagoginnen da schon sensibler geworden. Die klassische Puppenecke für die Mädchen und die Bauecke für die Jungs ist abgeschafft worden und selbstverständlich kann jedes Kind da spielen, wo es will. Auch in der Kleidung und der Frisur ist viel Gleichheit und Beliebigkeit in die Kinderzimmer gekommen. Jungs können ins Ballett und Mädchen Fußballspielen, ohne dass sie gemobbt werden.

Also alles kein Problem? Bei aller Toleranz tun sich weite Teile der Bevölkerung immer noch schwer mit gleichgeschlechtlicher Liebe oder gar mit einem dritten Geschlecht. Doch lassen sich diese Themen in unserer Gesellschaft nicht mehr ausblenden und bereits die Kita-Pädagogen sind dazu aufgerufen, hier klar Stellung zu beziehen. Wie gehen sie mit einem weiblichen Elternpaar um und wie mit einem Jungen, der am liebsten Frauenkleider trägt?

Meines Erachtens macht es hier wenig Sinn, sich eine politisch korrekte Haltung anzuerziehen, sondern jede Pädagogin muss sich ehrlich mit dem Thema auseinandersetzen, um darin authentisch und selbstsicher zu sein. Die Weltoffenheit und große Toleranz, die Maria Montessori im Kleinen wie im Großen vermittelt, bieten da eine wertvolle Orientierung. 

Bildnachweis: Shutterstock/ PhotoUG/Malysheva Anastasiia                                                                        Autorin: Marie Laschitz