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Montessori Pädagogik

Konzentration fördern

15 Jul, 2021

Konzentration fördern

Kaum jemals gab es so viele Quellen für Ablenkung wie heute: Handys klingeln, Werbung prasselt auf uns ein, und wenn wir uns im Internet informieren möchten, stören Pop-up-Fenster den Lesefluss. Da ist es wertvoll, wenn man von klein auf seine Konzentrationsfähigkeit schult und Unnötiges ausblenden kann. Für Montessori-Schüler:innen in der Regel eine Selbstverständlichkeit.

Wie kam es dazu, dass tiefe Konzentration ein so wesentlicher Grundpfeiler der Montessori-Pädagogik ist? Davor war Konzentrationsfähigkeit in der Pädagogik noch nicht derart beachtet worden. Am Anfang stehen – wie so manches Mal – intensive Beobachtungen Maria Montessoris, aus denen sie Prinzipien für ihre Lehren ableitete. Eine davon: Ein etwa dreijähriges Mädchen beschäftigt sich mit Holzzylindern, die sie in passende Öffnungen setzt – immer wieder.

„Gewohnt, derlei Dinge zu beobachten, begann ich die Übungen des kleinen Mädchens zu zählen. Auch wollte ich feststellen, bis zu welchem Punkt die eigentümliche Konzentration der Kleinen gehe, und ich ersuchte daher die Lehrerin, alle übrigen Kinder singen und herumlaufen zu lassen. Das geschah auch, ohne dass das kleine Mädchen sich in seiner Tätigkeit hätte stören lassen. Darauf ergriff ich vorsichtig das Sesselchen, auf dem die Kleine saß, und stellte es mitsamt dem Kinde auf einen Tisch. Die Kleine hatte mit rascher Bewegung ihre Zylinder an sich genommen und machte nun, das Material auf den Knien, ihre Übung unbeirrt weiter. Seit ich zu zählen begonnen hatte, hatte die Kleine ihre Übung zweiundvierzigmal wiederholt.“

(Maria Montessori in „Kinder sind anders“)

Keine Ablenkung kann das kleine Mädchen von seiner Tätigkeit abbringen. Es arbeitet weiter, bis es eine Sättigung erreicht hat und von alleine wieder aus der Konzentration auftaucht. Da wirkt es glücklich und ausgeruht, hat sich selbst auf zufriedenstellende Weise schöpferisch betätigt und Erkenntnisse gewonnen.

Im Laufe ihrer weiteren Forschungen kommt die Pädagogin zum Schluss, dass für eine solche freiwillige Phase der Konzentriertheit zwei Voraussetzungen erfüllt sein müssen: 1. Die sogenannte freie Wahl. Das Kind muss sich gerne mit einem Gegenstand beschäftigen; dieser muss eine besondere Anziehungskraft ausüben. Hieraus schlussfolgerte Maria Montessori, dass die Lernmaterialien einer gewissen Ästhetik verpflichtet sein sollten. 2. Die gewählte Übung wird wiederholt – so oft wie notwendig und ohne Unterbrechungen. Auch hier steht die Selbstbestimmung des Kindes im Vordergrund. Ohne äußere Störungen wird ihm ermöglicht, immer weiter zum Kern der Sache vorzudringen und alles Unwichtige auszublenden.

Gerade bei Kleinkindern und Vorschüler:innen, die sich von Natur aus eher in einer Phase der Ruhelosigkeit befinden, wird damit ein wichtiger Grundstein gesetzt. Die tiefe Konzentration ist hier noch nicht die Regel, und selbstverständlich gibt es Unterschiede: Manche Kinder können sich während ihrer „großen Arbeit“ leichter und länger konzentrieren, andere lassen sich schneller ablenken. Verschiedene Arbeitsstile existieren also schon bei den Kleinen, aber je öfter der „Flow“-Zustand geübt wird, desto besser kann dieser abgerufen werden.

„Konzentrierte und aufmerksame Tätigkeiten fordern und fördern das Kind gleichermaßen: sie geben ihm Selbstbestätigung und Selbstwert. Das Kind erlebt sich als funktionelle, starke und äußerst lebendige Einheit, die ihm auf seinem Weg durch das Leben Stabilität und Halt vermitteln wird.“

Maria Montessori in „Grundgedanken der Montessoripädagogik“

Stabilität und Halt – die brauchen wir heute sogar noch dringender als in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist wichtiger denn je, Kindern die Fähigkeit mitzugeben, sich unbeirrt auf eine Sache zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen. Montessori macht’s möglich!

              

     Bildnachweis: Shutterstock/Julija Sulkovska                                                                               Autorin: Veronika Weiss