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Montessori Pädagogik

Das Kind ist sein eigener Baumeister!

27 Mar, 2023

Das Kind ist sein eigener Baumeister!

Maria Montessori bezeichnet das Kind in vielen Texten als einen Baumeister seiner selbst. Auch noch in unserer Zeit stellt dieser Ausspruch eine ungeheure Provokation dar. Sind nicht Eltern, Verwandte und PädagogInnen die ganze Zeit damit beschäftigt, dem Kind bei seiner Entwicklung zu helfen, es zu fördern und optimal zu unterstützen? Was meinte Montessori also damit, im Kind seinen eigenen Baumeister zu sehen?

Das wir alles tun, um unseren Kindern ein beschütztes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, ist natürlich völlig in Ordnung. Wir dürfen auch mit Nachdruck darauf bestehen, dass das Kind einen Anorak anzieht, obwohl es mal dazu keine Lust hat. Aber unsere Vorstellungen, wie unser Kind zu sein und zu werden hat, stellen wir lieber einmal hintenan. Das Kind selbst trägt einen wunderbaren Plan in sich, nach dem es sich von innen her entwickeln kann, so man es nur lässt. Niemand kann ihm von außen vermitteln, was es in sich selbst trägt, was seine innere Ausrichtung oder Bestimmung ist. Wächst das Kind etwa unter einer zu autoritären Erziehung fremdbestimmt auf, hat es als Erwachsener vermutlich sein Leben lang mit mangelndem Selbstbewusstsein zu kämpfen und wird den Zugang zum eigenen Bauplan vergeblich suchen.

 Zur Zeit von Maria Montessori (1870-1952) war dieser Ansatz noch viel revolutionärer als heute. Hatte doch die damalige Erziehung vor allem Eines im Sinn: Aus kleinen Menschen gehorsame und unkritische Erwachsene zu machen, die in der Gesellschaft als Soldaten, Arbeiter oder Hausfrauen zu funktionieren hatten wie Räder in einer großen Maschine. Der Wert der Selbstverwirklichung existierte damals höchstens bei exzentrischen Künstlern. Oder eben bei Maria Montessori. Nach ihrem kosmischen Weltbild bringen Babys bereits ihren eigenen Entwicklungsplan mit auf die Welt. Anfangs noch unbewusst, entdecken die jungen Menschen nach und nach ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten. Aufgabe des Erwachsenen ist es dabei, eine Art „wachsamer Begleiter“ zu sein, um geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Kind seinen inneren Bauplan optimal entfalten kann. Genau darin sieht die Montessoripädagogik ihre eigentliche Aufgabe: Eine vorbereitete Umgebung schaffen und Lernbegleiter*innen an die Seite der Kinder stellen, damit diese ihren angeborenen Wissensdrang befriedigen können.

 

„Wie jede Keimzelle bereits den Bauplan des ganzen Organismus in sich trägt, ohne dass dieser irgendwie feststellbar wäre, so enthält jedes neugeborene Lebewesen, welcher Gattung es immer angehört, in sich den Bauplan jener psychischen Instinkte und Funktionen, die das Wesen instand setzen sollen, zur Außenwelt in Beziehung zu treten.“ 

Maria Montessori

Dieses Zitat zeigt sehr schön, dass Montessori diesen kindlichen Bauplan versteht wie einen Samen, der in jedem Wesen keimt und unter guten Bedingungen wächst und gedeiht. Wie eine Buchecker bereits die ganze Buche als Mikro-Plan in sich trägt, so trägt jedes organische Wesen die eigene Vollendung bereits in sich. Wie sich jedes Frühjahr der Farn von Neuem aufrollt und wächst, so entfaltet sich auch jedes menschliche Wesen nach einem geheimnisvollen Plan. Wollen wir ihm dabei helfen, sind eher “passive” Qualitäten gefragt: Beobachten, Zuhören, Vertrauen. Es liegt an uns, ob wir unseren Kindern den Raum geben, auf sich selbst zu hören und sich so zu entfalten, wie es ihnen entspricht.

 

 

                                      Autorin: Marie Laschitz        Bildnachweis: Shutterstock/InstaMovie/Isabelle OHara

 

 

Entwicklungsschritte