Unter einer Tanne haben Kinder des Waldkindergartens eine Amsel gefunden, die ungelenk auf dem Boden herumhüpft und vergeblich versucht, zu fliegen. Vorsichtig tragen die Kinder den Vogel zum Bauwagen und zeigen ihren Fund der Erzieherin. Gemeinsam überlegen alle, wie sie dem Vogel am besten helfen können. Gut, dass im Bauwagen ein großes Vogelbuch steht, das alles über das Leben einer Amsel verrät. Schnell haben die Kinder dem Vogel einen passenden Unterschlupf gebaut und versorgen ihn regelmäßig mit Würmern. Nach zwei Wochen hat eine gesund gepflegte Amsel ihr Krankenbett verlassen und die Kinder des Waldkindergartens haben eine Menge gelernt, über Amseln und ...über Verantwortung.

Eigenaktives Lernen steht nicht im Lehrplan. Es ist ein Grundbedürfnis und eine wesentliche Kompetenz jedes gesunden Kindes. Neugierde und Entdeckerfreude sind natürliche Reaktionen auf eine Welt, die voller Wunder steckt. Von Geburt an explorieren Kinder ihre Umwelt, testen, untersuchen und genießen alles, was sie in die Finger bekommen oder, noch besser, in den Mund stecken können.

 PädagogInnen müssen sich nicht darum sorgen, das Kind zu seinen Erkundungen zu motivieren. Es genügt, dem kleinen Entdecker den Zugang zu einer Umwelt zu verschaffen, die für einen wachen Geist überall Erstaunliches bereithält.

Diese Umwelt kann, wie im Waldkindergarten oder im Landschulheim, die Natur sein, kann aber auch eine Lernumgebung sein, die mit geeignetem Material die Kinder zum selbständigen Entdecken und Erleben anlockt.

So hat das Montessori-Material einen hohen Aufforderungscharakter und ist meistens selbsterklärend. Die Vermittlung durch eine PädagogIn ist meistens gar nicht notwendig.

                            

                                                                                    

                                                                                                             

https://www.montessori-material.de/search?query=rahmen

Wenn beim Knopf-Rahmen der Arbeitsauftrag auch vorgegeben ist, kann das Kind doch selbständig, im eigenen Tempo und ohne Anleitung damit arbeiten. Das Material selbst lädt die Kinder dazu ein, es auszuprobieren. Es verlockt durch einen klaren Arbeitsauftrag, ein an das Kind angepasstes Format und attraktive Materialien. Für die Rahmen gibt es einen großen Ständer, aus dem sich die Kinder selbständig einen Rahmen herausnehmen und nach getaner Arbeit wieder hineinsetzen können.

 

Im Beispiel der Amsel sind Wissenschaft und Bildung durch das eigenaktive Lernen keineswegs überflüssig geworden. Allein der Zugang dazu, in diesem Fall das Vogelbuch, gestaltet sich situationsbedingt, selbständig und selbstbestimmt.

Die Kinder im Waldkindergarten haben noch lange an „ihre“ Amsel gedacht. Eigenaktives Lernen mit allen Sinnen und persönlichem Einsatz schafft eine Aufnahmefähigkeit, die Wissen optimal im Gehirn verankert und speichert. Wo ich selbst gefragt und beteiligt bin, ist mein Interesse wachgerufen. Und nur, was interessant ist, wird auch nachhaltig im Gedächtnis behalten.

Bildnachweise: Shutterstock/Joaquin Corbalan P / Twich 123                    Autorin: Marie Laschitz