1, 2, 3 – allererste Mathematik
Lang vor dem Eintritt in die Schule lernen Kinder bereits die Welt der Zahlen kennen. Sie hören so oft die Zahlenwörter der Erwachsenen, bis sie einen Zusammenhang zwischen der genannten Zahl und einer visuell erfassten Menge herstellen: Zwei Teller, eine Burg, drei Puppen. Größere Mengen bleiben erstmal abstrakt. Fünf Löffel können zunächst nur als unbekannte Menge und nicht als konkrete Zahl erfasst werden.
Dabei sind es vor allem zwei Bereiche, in denen die erste Berührung mit Mathematik stattfindet: Die natürliche Umgebung des Kindes und das mathematische Lernmaterial des Kindergartens oder Kinderhauses. Das mathematische Lernmaterial hat den Vorteil, dass es die Kinder, ihrer sensiblen Phase entsprechend, gezielt fördern kann. Sehen wir uns diese beiden Lernfelder einmal genauer an.
Mathematik in der natürlichen Umgebung
Im Kindergarten-Alltag gibt es viele Dinge, die mehrfach vorhanden sind: Das Geschirr und Besteck, die Zahnbürsten oder die Sitzkissen. Die ErzieherInnen werden ganz intuitiv bei den jüngeren Kindern die niedrigen Zahlen immer wieder benennen und zeigen. Hierbei leisten uns die Finger gute Dienste. Bis zur Zahl 10 lässt sich jede Zahl schnell und anschaulich mit den Fingern darstellen. Manche Kinder beginnen bereits mit 2 Jahren mit dem Zählen. Mit etwa 4 Jahren können viele Kinder bereits bis 10 abzählen, z.B. die Becher auf dem Tisch. Das Verständnis für Addition und Subtraktion kommt meistens erst im 1. Schuljahr.
Mathematisches Montessori-Material
Zählen lernen
Der Spindelkasten ist deshalb so besonders gut zum Zählen lernen geeignet, weil das Kind die Spindeln mit den Händen umfassen und damit ihre Anzahl haptisch wahrnehmen kann. Eine kleine Anzahl Spindeln fühlt sich dünn an, eine größere Anzahl entsprechend dicker. Das Kind begreift also im wörtlichen Sinn den Wert der Zahlen von 0 bis 9. Die Null begreift es als nicht sichtbar oder greifbar. So wird ein profundes mathematisches Verständnis für später angelegt.
Addition
Die Rechenstäbchen stellen die Zahlen von 1 bis 10 sowohl in ihrer Länge, als auch durch ihre Farbe dar. Es sind dieselben Montessori-Farben wie beim Perlenmaterial. Anfangs können die Stäbchen miteinander verglichen und aneinander angelegt werden. So lernen die Kinder schnell, in welchen Verhältnis die Zahlen zueinanderstehen und was eine Plus-Aufgabe ist. Später können mit den Rechenstäbchen auch dreidimensionale Körper gebaut und berechnet werden. Die frühe Beschäftigung mit diesem Material legt also bereits den Grundstein für spätere Mathematik und Geometrie.
Subtraktion
Die Numerischen Stangen sind besonders geeignet, um Minus-Aufgaben anschaulich darzustellen. Um die Aufgabe 7-3= z.B. zu rechnen, legt man die Dreierstange an die Siebenerstange und kann so die Differenz 4 unmittelbar ablesen. Solche Rechenoperationen dürften aber im Großen und Ganzen erst möglich sein, wenn die Kinder bereits einiges mathematisches Verständnis besitzen und kurz vor der ersten Klasse stehen.
Davor ist ein rein spielerischer Umgang mit den kleinen oder langen Numerischen Stangen altersgemäß. Dabei wird auch schon fleißig verglichen und unterschieden. Eine tolle Vorbereitung auf später.
Dezimalsystem
Viele Vorschul-Materialien von Maria Montessori führen die Kinder bereits ganz unaufdringlich in das Zehnersystem ein. Der Rosa Turm ist hierfür ein gutes Beispiel. 10 rosa Würfel sollen, in gleichmäßiger Größenabstufung, aufeinander gebaut werden. Rosa ist bei Montessori ja die Zahl der 3, also auch der 3. Dimension. Ein typisch geniales Montessori-Material: Ein 3-jähriges Mädchen kann bereits die Kuben aufeinanderstapeln. Oder ein Hochschulprofessor kann komplizierte Berechnungen damit anstellen. Ein Material, dass auf unterschiedlichsten Ebenen genützt werden kann und nie langweilig wird.
Grundlagen für die schulische mathematische Laufbahn schaffen
Wir haben gesehen, dass bereits im Kinderhaus oder im Kindergarten ein solider Grundstein für die Mathematik gelegt werden kann. Das Schöne dabei ist, dass wir den Neigungen des Kindes folgen können. Es gibt im Vorschulbereich keinen Lehrplan durchzuziehen. Die PädagogInnen sind frei, auf die Interessen der Kinder einzugehen. Wenn sie dazu Montessori-Material nutzen, können sie sich sicher sein, dass die Kinder eine spielerische, optimale Grundlage für die Mathematik in der Schule mitnehmen.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/Ignasi Soler/Karina Bakaly